Im Gespräch:
Die Herausgeber Dr. Simon Erlanger und Peter-Jakob Kelting
sowie Hans Michael Freisager (Stiefsohn von Felix Stössinger).

Frankreich im Sommer 1942: Als die Deportationen jüdischer Flüchtlinge in die Vernichtungslager der Nazis beginnen, retten sich Felix Stössinger, seine Frau und deren jugendlicher Sohn von Nizza in die Schweiz. Auf die geglückte Flucht folgt bald Ernüchterung: Schweizer Flüchtlingslager, Militärbürokratie und antisemitische Aufseherinnen prägen die ersten elf Monate ihres Aufenthaltes.

«Mein Leben steht unter dem Gesetz des Abseitigen, wenn ich es breche, gefährde ich mich», schreibt der Intellektuelle Felix Stössinger in Nizza, kurz vor der Flucht in die Schweiz. Geleitet von dieser Maxime gelingt den Verfolgten der Grenzübertritt am Genfersee. Stössingers tagebuchartigen Aufzeichnungen sind ein einzigartiges und packendes Zeitdokument, das nicht nur durch seine Sichtweise auf die Schweizer Flüchtlingspolitik während des Zweiten Weltkrieges überrascht, sondern auch Einblick gewährt in ein europäisches Geistesleben, das in dieser Form seit der Nazidiktatur nicht mehr existiert. Ihr Entstehen verdankt sich ebenjener ‹Abseitigkeit › oder Besonderheit Stössingers, der als Schriftsteller vom Lagerkommandanten den Auftrag erhielt, ein Lagerjournal zu verfassen.

Ergänzt werden die Originalaufzeichnungen durch eine historische Kontextualisierung sowie ein Interviewgespräch mit Stössingers Stiefsohn Hans Michael Freisager (*1924), der die Flucht damals miterlebte.

Über den Autor:

Der in Prag geborene Literat und Publizist Felix Stössinger (1889–1954) schrieb über Literatur, Theater, Kunst und religiöse Fragen. Er war u.a. für die Sozialistischen Monatshefte, die Weltbühne sowie die Jüdische Rundschau tätig. In Nizza arbeitete er bis 1942 als Korrespondent für Schweizer Tageszeitungen und später in Zürich für die Neue Schweizer Rundschau und den New Yorker Aufbau. Seine Heine-Anthologie ‹Mein wertvollstes Vermächtnis› erschien 1950 im Manesse-Verlag. Stössinger starb 1954 in Zürich.

© 2011 Christoph Merian Verlag, Basel
ISBN 978-3-85616-529-1, 544 Seiten, 32 Abbildungen, gebunden